"Taufe ist etwas Dynamisches" - die neue Taufschale für den Taufstein in der Kirche St. Hildegard

Die katholische Kirchengemeinde St. Hildegard in Berlin macht sich intensive Gedanken über das Sakrament der Taufe. In einem ersten Schritt wurde sozusagen die Hardware in den Blick genommen.

Das bestehende Taufbecken soll durch eine neue Taufschale aus Edelstahl ergänzt werden. Dieses ist natürlich ein modernes und damit zeitgemäßes Material, das in unserer Zeit einige Vorteile zu bieten hat. Die Oberfläche wurde lebensmittelecht ausgehärtet. Dadurch ist sie einerseits praktisch gedacht gut zu reinigen und gerade in der heutigen Zeit hygienisch zu gebrauchen.

Gleichzeitig ist der seidenmatte Silberton auch so etwas wie ein Abglanz der Ewigkeit, der bei jeder Taufe durch schimmern soll. Wasser ist das Symbol des Lebens. Mit der Taufe feiern wir nicht nur die Eingliederung einer menschlichen Seele in die Kirche, sondern das Geheimnis Gottes, das zu diesem Menschen konkret ein Ja-Wort ausspricht. Dieses Ja-Wort trägt sich in die Seele ein und besiegelt den Bund Gottes konkret mit diesem Menschen. Das ist ein wunderbares Geschenk!

Interessant daran ist, dass die Zusage Gottes in allem Licht und in aller dunklen Dunkelheit menschlichen Lebens gilt. Deshalb sind die Lebensstationen aus Sicht des christlichen Glaubens um die Taufschale in einen zierenden Reif eingeschnitten.

 

 

Ein Stern mit einem Schweif zeigt an, dass das menschliche Leben aus der Liebe der Eltern und dem göttlichen Willen entsteht.

                                                                                                         
                           

 

Die Taufe ist durch drei Wellen gezeichnet, weil der Täufling im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes in das Geheimnis Gottes hineingenommen wird.

 

Danach folgt eine Visualisierung des Sakramentes der Buße. Hier wird eine Kette aufgesprengt. Sprich mich frei von den Fesseln meiner Schuld.

 

Kelch und Hostie deuten das Geheimnis der Eucharistie an.

 

Zwei sich berührende Flammen zeigen an, dass in der Firmung Gottes Geist zum Geist des Menschen spricht.


Das Sakrament der Ehe wird gedeutet als Errichtung eines gemeinsamen Hauses. Die Ringe kann man verstehen als Trauringe. Sie können aber auch als die Verschmelzung zweier Zellen bei der Entstehung des neuen menschlichen Lebens gesehen werden.

 

Der Regenbogen geht über den Menschen auf, die in der Dunkelheit gefangen sind. Dies ist das Symbol der Krankensalbung.


Der Tod des Christen ist nie perspektivlos. Auch wenn sich Sonne und Mond auf Golgatha verdunkelt haben, so haben doch die Sterne umso heller geleuchtet. Dieses Geheimnis kennen Beobachter einer Sonnenfinsternis. Das Lebenslicht versinkt, die Sterne leuchten.


In einem weiteren Schritt kann auch über den Vollzug der Taufliturgie nachgedacht werden. Diese ist im Rituale vorgeschrieben und wird je nach Anlass pastoral angepasst ausgeführt. In der Urkirche war die Osternacht das originäre Taufdatum. Die Taufbewerber wurden zum Aschermittwoch eingeladen und bereiteten sich während der vorösterlichen Busszeit auf den Empfang des Sakramentes vor. Höhepunkt dieser Vorbereitungszeit war dann die Taufliturgie in der Osternacht und damit der Empfang des neuen Lebens in Christus. Aus diesem Zusammenhang hat das Osterwasser, also das Weihwasser, das in der Osternacht geweiht wird, noch heute eine besondere Bedeutung.

Kirchlicherseits hat man in der Folge das Taufwasser von Ostern im Taufbecken aufbewahrt, um mit diesem Wasser die Täuflinge der anderen Zeiten zu taufen. Aus dieser Zeit stammen die imposanten Deckel auf den Taufbecken, die das Wasser schützen sollten. Heutzutage ist dieses Vorgehen aus hygienischen Gründen nicht mehr zumutbar. Insofern hat die Kirche einen wunderbaren Gebetsritus entwickelt, und die Weihe des Taufwassers ist ein Bestandteil der Taufliturgie. Die Osterkerze, an der die Taufkerze des Täuflings entzündet wird, verweist auf die Nacht der Nächte, die uns in Christus neues Leben schenkt.

Es stellt sich die Frage, was mit dem Wasser nach der Taufe geschehen kann. Da liturgische Materie nicht in die Kanalisation geraten darf, gab es früher in allen Kirchen ein sogenanntes Sacrarium, einen Abfluss, der direkt im Erdboden mündete. Dahinter steht die Vorstellung, dass die heilige Materie direkt an die Erde zurückgegeben wird und sich dort auflöst. Manche Liturgen sind dazu übergegangen, das Taufwasser in eine Flasche abzufüllen und des den Eltern oder dem Täufling zu überreichen. So wird eine Kontinuität zwischen Taufe und alltäglichem Leben geschaffen. Das Taufwasser kann dann in der Familie als Weihwasser zur täglichen Segnung aller Familienangehörigen eingesetzt werden.

Taufe ist etwas Dynamisches. Sie hat einen Beginn in der Taufliturgie und setzt sich im Leben des Christen fort, wird sozusagen ausformuliert. Da in unserer Kultur weitestgehend Kleinkinder getauft werden, ist die Taufliturgie die erste Initiation ins Christentum. Diese wird durch Erstkommunion und Firmung vollendet.

Möge die neue Taufschale in ihrer Gemeinde den Anfang dieses Weges markieren und viele Menschen auf dem Weg als Christen begleiten.

P. Abraham Fischer, OSB

 

P. Abraham Fischer, OSB, ist Schmied und Leiter der Schmiede der Benediktinerabtei
Königsmünster in Meschede, Sauerland
Das Taufbecken mit der neuen Schale in der Kirche St. Hildegard, Frohnau                                   

 
abteiwaren.de/schmiede/

koenigsmuenster.de

Der Aushang mit den Erläuterungen zur neuen Taufschale zum Download