Höhepunkt der Visitation des Erzbischofs war das Ponifikalamt heute Morgen in St. Martin. "Freut euch! Der Herr ist nahe" - diese Verheißung des Gaudete-Sonntags aus dem Philipperbrief, die zugleich der Wahlspruch des Erzbischofs ist, stand thematisch im Zentrum des Festgottesdienstes.
Es gehe nicht nur darum, dass wir den Herrn erwarten, dass er war, sondern dass er mitten unter uns ist. Gott ist mitten im Leben, so der Erzbischof in seiner Predigt. Er erzählte eine Anekdote, die er bei seiner vorweihnachtlichen Geschenk-Einpack-Aktion in einem Kaufhaus erlebt hatte. Einen kleinen Würfel sollte er mit dem Geschenkpapier "Gott kommt - mitten ins Leben" einpacken. Gerade als er das Geschenkpapier klein schneiden wollte, hielt ihn das Mädchen mit dem Würfel am Arm fest und sagte, er könne doch nicht das Geschenkpapier zerteilen und Jesus wegschneiden. - Gott ist mitten unter uns, das ist die Botschaft des heutigen Sonntags, wir wollen ihn nicht aus unserem Leben ausschneiden.
Auch in schweren Stunden, in Zeiten der von Martin Buber so genannten "Gottesfinsternis" ist Gott bei uns, so der Erzbischof in seiner Predigt. So wie sich Johannes in die Wüste aufmacht, um Gott im Reich der Dämonen, in der Sphäre des Gottlosen zu suchen, so können auch wir Gott in der Wüste unseres Lebens mit ihren Bedrohungen und Ängsten erfahren.
Um Gott im Wortsinne zu "er-fahren" ist es nötig, sich hinaus zu begeben, aufzubrechen, den Standpunkt zu wechseln, sich auf Neues einzulassen, denn wir sehen nur wofür wir offen sind. Advent steht für das Wagnis, mit Gott zu leben - das englische "adventure" (dt. Abenteuer) und Advent haben die gleiche sprachliche Wurzel - für das Abenteuer, Gott im Leben mit all seinen Wüsten zu erfahren.
Im Anschluss an die Worte für die Erwachsenen versammelte der Bischof die Kinder um sich und sprach mit ihnen über all die Insignien, an denen man ihn als Bischof erkennt, seine Kleidung, Bischofskreuz und -ring sowie Mitra und Stab. Dabei kam die Geschichte von Jesus als dem guten Hirten ebenso zur Sprache wie die Geschichte der Heiligen drei Könige.
Am Ende des Gottesdienstes betonte der Erzbischof noch einmal, wie wichtig es sei, als Pfarrei gemeinsam Gottesdienst zu feiern, den Weg gemeinsam zu gehen und eine lernende Gemeinschaft zu bleiben, damit auch die nächste Generation sich wieder auf den Weg machen könne.
In seinen Schlussworten bedankte sich der Erzbischof für die vier Tage Gastfreundschaft in unserer Pfarrei, die freundliche Aufnahme und gelungene Organisation an den verschiedenen Orten kirchlichen Lebens, angefangen von der Kita bis hin zum Seniorenheim. Er lobte das Engagement der haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden in der Pfarrei und ehrte bereits Pfarrer Pomplun zu seinem 25-jährigen Priesterjubiläum, das am kommenden Dienstag in St. Hildegard gefeiert wird.
Beim anschließenden Empfang im Bernhard-Obst-Saal gab es viele Gelegenheiten zu persönlichen Gesprächen mit dem Erzbischof, wir erlebten ihn als Bischof "mitten unter uns".