Wie der Wind die Seiten des Lektionars auf dem Ambo im Garten des Schönstatt-Zentrums umblätterte, so wird der Geist Gottes im Leben von Kaplan Grzegorz Bajer und Pfarrer Pomplun eine neue Seite aufschlagen. Ein Bild, das nach Kaplan Bajers Worten die Umbruchsituation der beiden Priester, aber auch die der Pfarrei sehr anschaulich beschreibt.
Veränderung, aber auch Vertrauen waren die Leitmotive, die das Abschiedsfest für die beide Priester prägten. Pfarrer Pomplun betonte in seiner Predigt, dass er nach einem Start – vor 21 Jahren ebenfalls im Schönstattzentrum(!) - mit viel Interesse, aber auch anfänglicher Schüchternheit gelernt habe, Vertrauen zu haben, in die Menschen, in die Gremien und in das Wachstum der Dinge. Geduld haben und wachsen lassen seien die Prinzipien des Königreiches Gottes, nicht Perfektion von Anfang an. Die Vollkommenheit Gottes bestünde darin, die Sonne über Guten und Bösen aufgehen zu lassen und nicht das scheinbar nicht Wertvolle gleich auszusortieren. „Trotz aller Ängste und Bedrängnisse, denen sich die katholische Kirche derzeit ausgesetzt sieht, ist die Ernte groß - und sie ist schon da. Das Gute muss nur entdeckt werden. Das Reich Gottes ist nichts Zukünftiges, wir können schon jetzt darauf vertrauen“, so der Pfarrer. „Der Sturm wird das Haus nicht zum Einsturz bringen, da es auf Christus gebaut ist.“
Am Ende seiner bewegenden und mit spontanem Beifall bedachten Predigt dankte Pfarrer Pomplun den Menschen dafür, dass sie sich all die Jahre so engagiert eingebracht haben in das Leben der Pfarrei und auch ihm persönlich in Gesprächen und Auseinandersetzungen viel gegeben haben. Trotz aller Trauer über den Abschied biete ein personeller Wechsel auch die Chance für einen Neuanfang im Vertrauen darauf, dass die Dinge auch anders gut werden können.
Theresa Rahner vom Vorstand des Pfarreirats dankte Kaplan Bajer am Ende des feierlichen Gottesdienstes, indem sie an seine Worte bei der Diakonenweihe erinnerte: „Ich habe das Vertrauen, dass Gott einen wunderbaren Weg für mich vorbereitet hat“. Die Zuversicht und das Vertrauen, das in diesem Satz zum Ausdruck kommt, habe sie persönlich sehr beeindruckt. Kaplan Bajers Zeit in St. Franziskus vom Praktikanten über die Diakonenweihe bis hin zur Priesterweihe und Primiz war eine wichtige und intensive Zeit. Es gab viel zu lernen und vor allem in der Corona-Zeit auch zu improvisieren: So musste beispielsweise ein gesamter Firmkurs online gehalten werden. Trotz aller Unsicherheiten und Bedrohungen der Gegenwart, so Theresa Rahner, sei es wichtig, aktiv zu werden, Dinge zu gestalten und mit Gott auf dem Weg zu sein. Begleitet von allen guten Wünschen der Pfarrei erhielt Kaplan Bajer eine Westerngitarre als Geschenk – verbunden mit der Hoffnung, bei einem seiner Besuche in der Pfarrei eine musikalische Kostprobe hören zu dürfen.
Kaplan Bajer bestätigte in seinen Dankesworten, dass er in St. Franziskus vieles lernen konnte und dankte den Anwesenden für ihre Geduld, ihre guten Worte und Gebete. Er wird sein Wirken als Kaplan zum 1. September in der Pfarrei Hl. Johannes XXIII im Süden von Berlin fortsetzen.
Martin Figur, ebenfalls vom Vorstand des Pfarreirats, bezeichnete es, an Pfarrer Pomplun gewandt, als einen mutigen Schritt, nach 21 eine Pfarrei zu verlassen. In dieser Zeit habe der Pfarrer vieles auf den Weg gebracht und die Pfarrei entscheidend geprägt.
Meilensteine seines Wirkens im Berliner Norden waren die Fusion von St. Katharinen und St. Judas Thaddäus (mit der Nutzung des evangelischen Kirchenstandortes für katholische Gottesdienste), die gelebte Ökumene mit der evangelischen Gemeinde St. Johannes in Frohnau, 2012 die Beauftragung für die byzantinischen Katholiken im Erzbistum Berlin und schließlich die Fusion der sieben Gemeinden zur Pfarrei St. Franziskus 2017 mit dem anschließenden Gemeinde- und Pfarreientwicklungsprozess. Der Pfarrer war dabei immer in allen Gremien vertreten und hat die Prozesse, die naturgemäß oft auch mühsam und frustrierend vorangingen, aktiv und mit großem Engagement mitgestaltet, stellte Martin Figur anerkennend fest.
„Wir haben das Kopfhaar und das Barthaar wachsen sehen“, so Martin Figur in einer Anspielung an das Motiv des Wachsens und die äußerlichen Veränderungen des Pfarrers als Beauftragter für die Katholiken des byzantinischen Ritus.
Auch durch die Sprachen zeichne sich Pfarrer Pomplun besonders aus: Er habe nicht nur Polnisch und Chinesisch gelernt, sondern habe sich auch durch „die schnelle Abfolge der Worte“ besonders ausgezeichnet.
Martin Figur dankte Pfarrer Pomplun für die geistlichen Impulse die er in persönlichen Gesprächen und vor allem durch seine Predigten erhalten habe. Diese waren in beeindruckender Weise immer frei gehalten, inhaltlich gewichtig, dennoch „kurz und knackig“.
Kirchenvorstandsmitglied Burkhard Stork verwies in seinen Dankesworten auf die zweite Ebene der Pfarreileitung - neben der seelsorgerlichen - die vielen nicht so präsent sie, die Verwaltungsebene, in die sich Pfarrer Pomplun auch sehr aktiv eingebracht habe. Immerhin galt es, sieben größere Immobilien und mehrere Kindergärten zu betreuen. Erfreulicherweise habe sich Pfarrer Pomplun dabei nicht ins Klein-Klein der Verwaltungsdetails verloren, sondern dies Experten überlassen und sich auf die großen Linien konzentriert.
Als Geschenk bekam Pfarrer Pomplun einen Tisch für seine Wohnung an seinem neuen Wirkungsort, der Pfarrei Hl. Theresa von Avila im Nord-Osten Berlins. Pfarrer Pomplun bemerkte am Ende, dass er in den 21 Jahren im Berliner Norden die besten Freunde seines Lebens gefunden habe, aber vermutlich auch vielen etwas schuldig geblieben ist. Dafür bat er ausdrücklich um Vergebung. Insbesondere dankte er den Menschen, die sich in Gremien, Gruppen und Kreisen und Gemeinschaften für die Pfarrei engagieren, im Vertrauen darauf, dass etwas Neues beginnen wird.
Anschließend hatten die Pfarreimitglieder im Garten des Schönstattzentrums bei Suppe und Getränken Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich persönlich von den beiden Priestern zu verabschieden.