Hospiz in Hermsdorf - ein Ort für gutes Sterben Vortrag von Corina Martinas und Martin Wiegandt in einer Online-Veranstaltung des Bildungsausschusses Maria Gnaden am 17. Juni 2021

Dass es mit diesem für manche Zuhörer wohl zunächst etwas provokanten Veranstal­tungstitel seine Richtigkeit hat, wurde dem online zugeschalteten Publikum im Verlauf des Vortrags rasch deutlich. Mehr noch: Man könnte sogar ergänzen „ein guter Ort zum Leben“. Wie in den meisten Haushalten ist auch im neu eröffneten Hospiz die Küche der Mittelpunkt des Hauses, in dem gelebt wird, wo Rituale gepflegt werden, wo gefeiert wird – zum Beispiel die Eröffnung der Fußball-Europameisterschaft – und wo auch Raum zum Abschiednehmen und Sterben ist.

Die Vielfalt der Begegnungen in dem lebendigen Haus stellten Corina Martinas, die neue Seelsorgerin der Caritas-Klinik Dominikus, und der Leiter des Hospizes, Martin Wiegandt, in ihrem Vortrag in beeindruckender Weise mit viel Bildmaterial dar.
Das Caritas-Hospiz Katharinenhaus Berlin-Reinickendorf ist das zweite katholische Hospiz in Berlin. Es befindet sich auf dem Gelände der Caritas-Klinik Dominikus in Hermsdorf. Im denkmalgeschützten Katharinenhaus, dem ehemaligen Kinderheim, ist die Hausverwaltung untergebracht, der daran angeschlossene Neubau beherbergt 14 Gästezimmer und zwei Besucherzimmer. Das Haus nahm am 1. September 2020 seinen Betrieb auf und wurde am 5. November 2020 von Erzbischof Heiner Koch feierlich eingeweiht.

Es werden dort Menschen mit einer unheilbaren und fortgeschrittenen Erkrankung auf ihrem letzten Lebensabschnitt begleitet. Dennoch herrscht im Hospiz keine Kranken­hausstimmung, sondern eine häusliche Atmosphäre, die die Gäste und ihre Angehöri­gen auch selbst mitgestalten können; die Zimmer sind bewusst wohnlich eingerichtet.

Verschiedene Therapieformen wir Aromatherapie oder Logopädie werden angeboten, auch ein Therapiehund ist vor Ort. Um die ärztliche Versorgung der Gäste kümmert sich ein ambulantes Team von Palliativärztinnen und -ärzten. Pflegerinnen und Pfle­ger, Sozialarbeiterinnen und auch viele Ehrenamtliche betreuen die Gäste. Ein Hospiz ohne Ehrenamtliche sei nicht denkbar, so Martin Wiegandt. Die Hospizbewe­gung sei aus dem Ehrenamt heraus entstanden. Frau Martinas bietet daher auch Fortbildungen in Trauerbegleitung an, die über die Klinik oder den Caritasverband organisiert werden.

Ein sehr eindrucksvoll gestalteter Raum der Stille bietet einen Ort für Rückzug, per­sönliches Gespräch oder Andacht, auch für das Abschiednehmen oder die Wache der Ange­hörigen. Ist jemand verstorben, so wird eine Kerze mit einem Engel an die Zim­mertür des Betroffenen gestellt. In einem Kondolenzbuch können die Angehörigen eine Seite für den Verstorbenen gestalten. Wöchentlich findet eine Gedenkfeier und Erinnerungs­runde für die Verstorbenen auch im Beisein der Mitarbeitenden statt, da diese häufig auch das Bedürfnis haben, sich über die verstorbenen Menschen auszu­tauschen, zu denen sie eine Beziehung aufgebaut haben. Die Begleitung der Angehö­rigen, sofern diese es wünschen, ist Teil des Angebotes während des gesamten Auf­enthalts eines Gastes. Dies reicht vom Gespräch über Trauerarbeit bis hin zu religiö­sen Handlungen wie etwa Segnungen. Nach dem Tod sind noch ein bis zwei Tage Zeit bis zum endgültigen Verlassen des Hauses.

Eine Ritualgruppe, die Frau Martinas ins Leben gerufen hat, macht sich derzeit Gedanken, welche religiösen Handlungen noch angeboten werden können. Längst nicht alle Gäste sind katholisch, dies ist auch keine Voraussetzung. „Die Religiosität der Leute spielt keine Rolle“, so Corina Martinas, „sie gehen alle ins Licht.“

Rein formal gesehen werden Menschen mit einer irreversiblen Erkrankung aufge­nom­men, die nur noch eine Lebenserwartung von mehreren Wochen oder Monaten haben. Manche sind nur sechs Stunden da, andere stabilisieren sich und können das Haus sogar wieder verlassen.

Finanziert wird der Aufenthalt über die Kranken- und Pflegekassen, das Haus wird auch durch Spenden unterstützt. Am 9. Juni 2021 wurde der Förderverein „Hospiz- und Palliativhilfe Katharinenhaus Reinickendorf e.V.“ gegründet.

Auf die Frage aus dem Publikum, was man aus der Arbeit mit Sterbenden für das Leben lernen könne, meint Frau Martinas, „Herausfinden, was wichtig ist, Ruhe und Abstand zur Welt, auch das Vertrauen, dass sich die Dinge am Ende fügen.“ Erstaun­licherweise bedauerten viele Gäste nicht, was sie falsch gemacht haben im Leben, son­dern was sie nicht gemacht haben. Oftmals seien es auch eher die Angehörigen, die eine Begleitung brauchten; und diejenigen, die eine starke Beziehung beispiels­weise zu einem sterbenden Partner haben, könnten leichter loslassen als andere, beobachtet Corina Martinas.

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Förderverein

Kontakt:

Hospiz- und Palliativhilfe Katharinenhaus Reinickendorf e.V.

c/o: Caritas-Hospiz Katharinenhaus Berlin-Reinickendorf

Kurhausstraße 30 | D - 13467 Berlin

E-Mail: info(ät)foerderverein-hospiz-reinickendorf.berlin

 

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Niccola Bertram, Ehrenamtskoordinatorin

Mail: n.bertram@caritas-hospiz-reinickendorf.de

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